Terpene 101
Definition:
- Terpene sind eine große und heterogene Gruppe von Kohlenwasserstoffen, deren gemeinsames Merkmal ein Grundgerüst auf Isopren-Einheiten (2-Methylbuta-1,3-dien) ist. Davon abgewandelte Moleküle werden als Terpenoide bezeichnet. (DocCheck)
Untergruppen:
- Monoterpene, Sesquiterpene
Eigenschaften:
- Monoterpene bestehen aus zwei Isopren-Einheiten und werden auch als „leichte“ Aromen beschrieben
- Sesquiterpene bestehen aus drei Isopren-Einheiten, gelten als „schwere“ Aromen
- Sie sind gut fettlöslich, in Wasser kaum löslich
- Sie können von geruchsneutral bis hocharomatisch sein, werden auch als wohlschmeckende Öle bezeichnet, welche auch von der Cannabis-Pflanze produziert werden, neben den Cannabinoiden THC und CBD
- Terpene werden weiter erforscht, da sie für mögliche gesundheitliche Vorteile sorgen können, es gibt eine Vielzahl an Terpenen, welche überall in der Natur vorkommen
Funktion in der Natur:
- Als Duftstoffe locken sie Insekten an, damit diese die Pflanze bestäuben, aber sie können auch dazu dienen räuberische Insekten und Fressfeinde fernzuhalten
- Sie schützen die Pflanzen vor Änderungen der Temperatur, wenn die Temperatur steigt, werden mehr Terpene produziert, welche verdampfen und so die Pflanze kühlen können
Entourage-Effekt (1):
- Pharmakologische Synergie zwischen Cannabinoiden und anderen Bestandteilen von Cannabis
Beispiel eines Medikaments bezüglich Nutzens von Terpenen:
- Taxol, Paclitaxel (2):
- von Diterpenoid abgeleitetes Terpen-Alkaloid
- Aus pazifischer Eibe (Taxus brevifolia) hergestellt, zuerst isoliert 1960
- Hemmt Mitose
- Wird als Zytostatikum in der Krebstherapie angewendet
Wie kann die Wirkweise von Terpenen erklärt werden?
- Es kann als eine Art Placebo-Effekt beschrieben werden, welcher partiell über das Endocannabinoid-System wirkt
- Das Terpen ß-Caryophyllene bindet am CB-2 Rezeptor, welches ein plausibler Mechanismus für die Interaktion von Cannabinoiden sein kann (kann ein guter Ausgangspunkt für die zukünftige Forschung sein), ß-Caryophyllene ist eins der am wenigsten variablen Terpene, ß-Caryophyllene kann daher nicht die Ursache erklären, warum Strains so unterschiedliche Wirkungen haben (3)
(ß-) Myrcen
(4)
- Systematische Namen: 7-Methyl-3methylen-1,6-octadien
- Summenformel: C10H16
- Molekulargewicht: 136.2 Da, Siedepunkt: 167°C
- am häufigsten vorkommendes Terpendaher kein
- Acyclisches Monoterpen (keine Ringstruktur, kein Sauerstoff Atom, Terpenoide enthalten ein Sauerstoff-Atom oder unterscheiden sich in Ringstruktur)
- Erdig, würziges Pfefferaroma, frischer Hopfenduft, leicht süßliches Aroma typisch für Cannabis
(Quelle: Youtube, The Cannabis Doc, the most common Terpene in Cannabis)
- Übrigens: Hopfen gehört zur gleichen Familie wie Cannabis, den Cannabinaceae
- Enthält ein Cannabis-Strain mehr als 0,5% Myrcen, dann wird er zu „Indica“ gezählt, wenn weniger als 0,5% Myrcen, dann ist es ein „Hybrid“ oder „Sativa“-Strain
Vorkommen:
- Neben den unten aufgeführten, kommt Myrcen auch in Zitrusfrüchten vor, oder auch in Hopfen oder Mango
- In der Natur u.a. z.B.: Pheromon des Borkenkäfers, das Insekten anzieht
Bildquelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Myrcen
Wirkung:
- Möglicher Nutzen: schmerzlindernd, entzündungshemmend
- In Kombination mit THC wirkt Myrcen sedierend
- Wahrscheinlich verantwortlich für das sogenannte „Couchlock“-Gefühl
- Blockt Entzündungen via PGE-2, analgetischer Effekt kann mit Naloxon aufgehoben werden (zeigt, dass es einen opioid-ähnlichen Mechanismus haben könnte, ?alpha2-adrenerg-Rezeptor involviert?), Muskel relaxierend, hypnotisch, blockt hepatische Karzinogenese durch Aflatoxin (5)
- Anti-inflammatorisch (Inhibition von inflammatorischen Effekten von: LPS, g-IFN, IL-2)
- Gastroprotektiv, antikonvulsiv
- Verlängert Schlafzeit in Tierversuchen
- Antioxidative Wirkung in Neuronen und Chondrozyten
- Antimikrobiell
- (Eventuell hilft Myrcen dabei, dass Cannabinoide die Bluthirnschranke überqueren, wobei das nur in Versuchen mit Mäusen nachgewiesen werden konnte)
Vorteile:
- Geringe Anzahl an Nebenwirkungen
- Ausnutzung der sedierenden Wirkung (Einnahme am Ende des Tages oder vor dem Schlafen gehen, kann schlafanstoßend wirken bei Einschlafproblemen)
- Produkte mit hohem CBD-Gehalt, aber niedrigem THC-Gehalt, können trotzdem eine sedierende Wirkung haben, durch Myrcen
- In der Landwirtschaft können Terpene enthalten in ätherischen Ölen Infektionen bei Tieren entgegenwirken, der Einsatz von Antibiotika kann dadurch reduziert werden
- eventuell auch hilfreich bei Osteoarthritis wegen antioxidativer Wirkung in Chondrozyten
Krankheiten, bei denen Myrcen vorteilhafte Wirkungen zeigen kann:
- Insomnie
- Schmerz
- Angststörung
- PTBS
- Krebs
- Osteoarthtritis
- Epilepsie
- Tourette Syndrom
- Spastiken
- Etc.
Welche Cannabis-Strains enthalten besonders viel Myrcen?
- White Widow, Cherry Pie, Gorilla Glue u.v.m.
Enzyme, welche nur ß-Myrcen produzieren (GPP ist Substrat):
- CsTPS3FN, CsTPS15CT, CsTPS5FN
- TPS-b Klade von Terpen-Synthasen
Elektronenmikroskopisches Bild von glandulären Trichomen, Strain: Finola (6)
Quellen:
- British Journal of Pharmacology, Taming THC: potential cannabis synergy and phytocannabinoid-terpenoid entourage effects, Ethan B. Russo, Januar 2010
- Frontiers, Review Article, Chemotherapeutic properties and side-effects associated with the clinical practice of terpene alkaloids: Paclitaxel, Docetaxel, and Cabazitaxel, M. Sousa-Pimenta et al., Mai 2023
- J. Gertsch, et al., Beta-caryophyllene is a dietary cannabinoid, Proc. Natl. Acad. Sci.U. S. A. 105 (2008) 9099–9104.
- Plos, Research Article, Terpene synthases from Cannabis sativa, J. K. Booth et al., März 2017
- Lorenzetti et al (1991), Rao et al. (1990), do Vale et al. (2002), de Oliveira et al. (1997)
- Plant Science, Terpenes in Cannabis sativa, From plant to gemone to humans, J. K. Booth, J. Bohlmann, 2019, S.68
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